Das Wolfgang Schmidtke Orchestra strebt nicht das perfekte Satzspiels an, sondern überträgt individuelle Tonbildung und Improvisation als Kernideale des Jazz ins orchestrale Format. Das entsteht schon dadurch, dass in der aktuellen Band renommierte Solisten zusammen kommen. Die Summe dieser individuellen Stimmen erzeugt einen Orchesterklang, bei der die Kreativität nicht unter dem Diktat der Partitur verschwindet.
Das WSO spielt zwei Programme: Im ersten Set gibt es Wolfgang Schmidtkes Arrangements von Stücken der Jazzgröße Thelonious Monk. Schmidtkes Bearbeitungen präsentieren Monks Musik im Geist der Jetztzeit. Zudem wird gezeigt, dass der Jazz mittlerweile über eine Historie verfügt, die in Teilen als „klassisch“ angesehen wird.
Das zweite Programm erklärt sich durch Schmidtkes lange Zusammenarbeit mit Pina Bausch als Kurator und Musiker. Als Gastsaxophonist des Wuppertaler Sinfonieorchesters wirkte er immer wieder bei Pina Bauschs Brecht/Weill Abend „Fürchtet Euch nicht“ mit. Diese Stücke wie „Surabaya Johnny“ oder „Alabama Song“ werden jetzt im Jazzformat präsentiert.
Die Kombination beider Programme zeigt, dass es im Jazz weniger darauf ankommt, „was Du spielst“, sondern „wie Du es spielst“. Die Weite der Vorlagen von Kurt Weill bis Thelonious Monk sprechen für eine wachsende Offenheit im Umgang mit „bearbeiteter Historie“ im Jazz.